In der deutschen Sprache ist er die erste Wahl, wenn es darum geht, Aufforderungen auszusprechen: der Imperativ. Sobald wir eine Bitte, einen Wunsch oder einen Befehl äußern, verwenden wir ihn automatisch – doch nicht immer grammatikalisch korrekt.
Welche Hindernisse gilt es bei der Bildung des Imperativs zu überwinden? Was sind die Unterschiede zwischen einem vertraulichen Imperativ mit Du und einem förmlichen Imperativ mit Sie?
Gibt es verschiedene Imperativformen?
Ja und Nein. Grundsätzlich gilt: Der Imperativ kann ausschließlich mit der ersten Stammform eines Verbs, dem sogenannte Präsens, gebildet werden. Die eigentliche Imperativform, wie zum Beispiel Geh! Schreib! Lies!, gibt es nur im Singular. Möchte man gleichzeitig mehrere Personen ansprechen, nutzt man stattdessen die Präsensform des Verbs in der 2. Person Plural: Geht! Schreibt! Lest!
So kennt die deutsche Grammatik ledglich eine Imperativform. Wie wird diese korrekt gebildet? Der Imperativ ist identisch mit dem Verbstamm im Präsens. Ergänzt wird er in der Schriftsprache oder in der gehobenen Sprache mit der Endung -e:
Schick-e!
Lern-e!
Grüß-e!
In der Umgangssprache verzichtet man normalerweise auf das -e am Ende und der Imperativ sieht dann folgendermaßen aus:
Schick ihn zu mir!
Lern für Deine Prüfung!
Grüß Deine Eltern von mir!
Im Gegensatz dazu gibt es auch Verben, bei denen die Endung -e verpflichtend für die Bildung des Imperativ (Singular) ist. Man unterscheidet drei verschiedene Arten von Verben:
1. der Verbstamm endet auf d oder t
2. der Verbstamm endet auf einem Konsonanten und m oder n
3. der Verbstamm endet auf -er oder -el
Beispiele für diese Verbarten sind:
1. achten (achte!), retten (rette!), binden (binde!)
2. atmen (atme!), rinnen (rinne!), zeichnen (zeichne!)
3. wandern (wandere!), sammeln (samm(e)le!), betteln (bett(e)le!)
Der Imperativ als Sonderform: Starke Verben mit e/i-Wechsel
Eine Ausnahme der oben beschriebenen Bildung des Imperativ (Singular) betrifft die starken Verben, die im Präsens den sogenannten e/i-Wechsel vollziehen. Das bedeutet, der Stammvokal des Verbs im Infinitiv ist -e-, der in der 2. Person Singular Präsens zu -i- oder -ie- wechselt:
bef-e-hlen (Infinitiv) → du bef-ie-hlst (2.P.Sg.Präs.)
g-e-ben (Infinitiv) → du g-i-bst (2. P.Sg.Präs.)
h-e-lfen (Infinitiv) → du h-i-lfst (2.P.Sg.Präs.)
Der Imperativ wird in diesem Fall nicht mit dem Verbstamm des Infinitivs, sondern mit der Verbform in der 2. Person Singular Präsens gebildet. Dabei wird lediglich die Endung weggelassen:
du befiehl-st (2.P.Sg.Präs.) → Befiehl! (Imperativ Singular)
du gib-st (2.P.Sg.Präs.) → Gib! (Imperativ Singular)
du hilf-st (2.P.Sg.Präs.) → Hilf! (Imperativ Singular)
Für den Imperativ Plural gilt, wie schon oben: Er ist identisch mit der Verbform in der 2. Person Plural Präsens:
Ihr befehlt, dass die Soldaten vorrücken sollen. (2.P.Pl.Präs.) → Befehlt! (Imp.Pl.)
Ihr gebt ihm eine zweite Chance. (2.P.Pl.Präs.) → Gebt! (Imp.Pl.)
Ihr helft eurem Bruder beim Aufräumen. (2.P.Pl.Präs.) → Helft! (Imp.Pl.)
Imperativ mit Du, Imperativ mit Sie – die Unterschiede
Bisher haben wir lediglich über den Imperativ in der vertrauten Du-Form gesprochen, da es für ihn als einzige Art des Imperativs eine spezielle Bildungsweise gibt. Der Vollständigkeit halber möchte ich jedoch noch erklären, wie man den Imperativ mit der Höflichkeitsform Sie verwendet. Man nutzt dafür die 3. Person Plural Präsens einer Verbs in Verbindung mit dem Personalpronomen Sie (ebenfalls 3.P.Pl.Präs.):
Kommen Sie herein!
Helfen Sie mir bitte!
Legen Sie die Bücher auf den Tisch!
Aufgabe #4
Bilden Sie aus den Wortgruppen korrekte Imperativsätze mit Du, Sie und Ihr!
a) nach draußen gehen
b) auf mich warten
c) dem Kollegen helfen
d) ein Bild zeichnen
Lösung der Aufgabe aus Blog #4 vom 21. März 2014
Die Lösung vom Blog #4 aus unserer Themenreihe „Rechtschreibung und Grammatik“ lautet:
1
a) Dies ist eine der modernsten Techniken, die heutzutage angewendet werden. (richtig)
b) Dies ist eine der modernsten Techniken, die heutzutage angewendet wird. (falsch)
2
a) Deutschland ist eines der wenigen Länder, in dem es keine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen gibt. (falsch)
b) Deutschland ist eines der wenigen Länder, in denen es keine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Autobahnen gibt. (richtig)